Na klar: Wenn man wie Charlie Crave auf ein florierendes Unternehmen und ein erfolgreiches Lebenswerk zurückblickt, ist es einfach, zur Gelassenheit zu raten. Seit den 1980er-Jahren haben sich die „Crave Brothers“, heute repräsentiert durch Charlie Crave, zwei seiner Söhne und einen Neffen, auf dem aktuellen Standort weiterentwickelt. Heute gehören nicht nur 1.900 Kühe und 1.200 ha Land, sondern auch eine Molkerei und eine Direktvermarktung zum Betrieb.
Dennoch lohnt es sich, dem...
Na klar: Wenn man wie Charlie Crave auf ein florierendes Unternehmen und ein erfolgreiches Lebenswerk zurückblickt, ist es einfach, zur Gelassenheit zu raten. Seit den 1980er-Jahren haben sich die „Crave Brothers“, heute repräsentiert durch Charlie Crave, zwei seiner Söhne und einen Neffen, auf dem aktuellen Standort weiterentwickelt. Heute gehören nicht nur 1.900 Kühe und 1.200 ha Land, sondern auch eine Molkerei und eine Direktvermarktung zum Betrieb.
Dennoch lohnt es sich, dem 63-jährigen weißhaarigen Mann mit dem freundlichen Nikolaus-Gesicht zuzuhören. Charlie lehnt lässig, halb sitzend, halb stehend, an einem halbhohen Tresen im Besucherraum, während er erzählt: „Unser Betrieb ist nach und nach gewachsen: Erst haben wir in den Betrieb investiert, dann in die Molkerei, dann wieder in den Betrieb.“
Seit acht Jahren seien sie nun fertig mit ihrem Masterplan. Investitionen stehen trotzdem an: Reparaturen, Austausch, Optimierung. Für ihn ist wichtig, Dinge durchzuziehen: „Ich denke: Was man macht, sollte man richtig machen oder sein lassen. Meine Familie und ich sind einfach besser in Kühen und Käse. Daher haben wir alle Außenarbeiten an einen Lohnunternehmer ausgelagert. Außerdem habe ich lieber Liquidität zum Landkaufen zur Verfügung, als sie in kaputter Landtechnik zu binden“, ergänzt er und lacht. Kaufen ist für ca. 12.000 Euro/ha möglich. Zudem hole er sich häufig die Hilfe von Beratern ein und verlässt sich auf deren Urteil, berichtet Crave.
Wenn es den Menschen gut geht, geht es auch den Kühen gut!"
Charlie Crave, Crave Brothers
Noch 14 weitere Familienmitglieder arbeiten im Unternehmen mit. In der Leitungsebene gibt es sieben Partner, sieben Menschen, die mitdenken und eigene Vorstellungen einbringen. Neben viel Kommunikation ist auch eigener Gestaltungsspielraum wichtig, also fest abgegrenzte und definierte Arbeitsbereiche.
Ein gutes Arbeitsumfeld schaffen
Was im Großen für die Betriebsleiter gilt, zählt im Alltag genauso für die Angestellten. Alle Arbeiten bei den Kühen sind in Arbeitsanweisungen und Protokollen organisiert, die in Form von Plakaten im Herdenmanagement-Büro an der Wand hängen.
„Man muss die Leute in die Lage versetzen, ihre Arbeit vernünftig zu erledigen. Das fängt bei einem sauberen Büro an und hört damit auf, dass wir einen zweiten Futtermischwagen vorhalten, damit auch sonntagmorgens gefüttert wird, wenn der Mischwagen kaputt oder zugeparkt ist“, erklärt Crave. Das Lächeln verschwindet für einen kurzen Moment aus seinem Gesicht, die Stimme wird fester: „Die Kälber sollen pünktlich gefüttert werden und die Leute auch mal Pause machen. Da muss man viele Gedanken in die Planung investieren.“
Um zufriedene Mitarbeiter zu haben (Mitarbeiter zu finden ist schwer!), kämen zwei weitere Dinge hinzu: eine faire Bezahlung (11 Euro pro Stunde, Gesundheitsvorsorge, Pension wenn gewünscht; erfahrene Kräfte verdienen das Doppelte) und ein wenig Gestaltungsspielraum. „Die Protokolle stehen, aber ein wenig Flexibilität ist in den Entscheidungen durchaus drin.“
Den Erfolg stabiliseren
Die Kühe von „Crave Brothers“ ermelken 43 kg Milch pro Tag und Kuh bei einer Zellzahl von 92.000 Zellen/ml. Im Schnitt bleiben die Kühe für 3,5 Laktationen. „Die größten unsichtbaren Kosten sind Futterverluste, wechselnde Angestellte und Zwangsremontierung“, ist Charlie Crave überzeugt. Gegen Ersteres soll eine gute Arbeitsorganisation und Mitarbeiterzufriedenheit helfen, gegen Letzteres fachgerechtes Management.
Vor einem Jahr hat Charlies Neffe die Kühe übernommen und seither auch einiges verändert. Als Herdenmanager ist er in das weiß und grün angestrichene Farmhaus eingezogen, das mitten auf dem Betriebsgelände steht. „Nur, wenn die Familie auf dem Betrieb wohnt, erhält sich das ‚Familienbetrieb‘-Gefühl“, unterstreicht Charlie Crave.
Mehr Wertschöpfung durch eigene Produkte
Der größte Teil der Milch wird auf der gegenüberliegenden Straßenseite selbst verarbeitet. Die Familienmolkerei hat bereits einige Preise für ihre Käsequalität erhalten. „Gute Kühe, rasche Kühlung und kurze Wege – wir pumpen die Milch direkt aus dem Melkstand unter der Straße durch!“, erzählt Charlie Crave, während er die Punkte an den Fingern abzählt.
Hauptsächlich produzieren sie frischen Mozarella, String Cheese, Mascarpone oder Cheddar Cheese Curds. Das zieht viele Besucher an, um die Molkerei zu sehen und Käse zu verkosten. Dafür gibt es einen Besucherbereich in toskanischem Stil. Die Vermarktung findet neben den eigenen Marken auch als Private Label oder über Molkereien wie dem Schweizer Milchverarbeiter Emmi statt. Mit ungefähr 8.500 Euro pro Monat unterstützt der Betrieb die Käseverarbeitung (Arbeiten, Spülwasser abnehmen).
Die eigene Verarbeitung steigert die Wertschöpfung, verbraucht aber auch viel Wasser. „Wir haben ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn, bemühen uns aber auch um den Boden, die Luft, unsere Umwelt“, erklärt Charlie. Man setze jetzt z. B. vermehrt Deckfrüchte ein, um nachhaltiger zu wirtschaften. Zum Betrieb gehören auch zwei Biogasanlagen. „Deren bester Ertrag ist die Einstreu, die hat für uns einen Wert von 34.000 Euro. Elektrizität und Wärme bringen uns nur 26.000 Euro pro Jahr“, erklärt Charlie, winkt vergnügt zum Abschied und verschwindet in seinem Büro, um das nächste Detail in den Blick zu nehmen.
1. Die richtigen Dinge zur richtigen Zeit tun
2. Die Angestellten schulen
3. Den Mitarbeitern ein wenig Flexibilität in ihrer Arbeit ermöglichen
Mehr Infos über den Betrieb gibts hier:
www.cravecheese.com