Wer 100 % Weidemilch melken möchte, der muss seinen laktierenden Kühen auch täglich frische Weide anbieten können. Das macht schlicht und ergreifend ein saisonales Arbeiten mit den Kühen erforderlich. Als Ziel streben sie zunächst eine Dauer des Abkalbezeitraumes für die komplette Herde von 12 Wochen an, erklärt Seamus Walsh. In diesem Jahr läuft dieser Zeitraum noch auf 16 Wochen hinaus, einige Nachzügler kalbten noch bis Ende Mai. Die Hauptabkalbezeit ist im Februar und März.
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Wer 100 % Weidemilch melken möchte, der muss seinen laktierenden Kühen auch täglich frische Weide anbieten können. Das macht schlicht und ergreifend ein saisonales Arbeiten mit den Kühen erforderlich. Als Ziel streben sie zunächst eine Dauer des Abkalbezeitraumes für die komplette Herde von 12 Wochen an, erklärt Seamus Walsh. In diesem Jahr läuft dieser Zeitraum noch auf 16 Wochen hinaus, einige Nachzügler kalbten noch bis Ende Mai. Die Hauptabkalbezeit ist im Februar und März.
Nicht nur der Plan der Vermarktung von absoluter Weidemilch macht einen möglichst engen Abkalbezeitraum erforderlich, sondern auch das Ziel, die Kühe gleichmäßig konditioniert zu halten. Ein Überblick über die großen Arbeitsschritte mit den Kühen im Jahresverlauf:
Bis zu 40 Geburten pro Tag - unter freiem Himmel!
Die Crossbreed-Herde bleibt über das komplette Jahr draußen. In der Trockenstehzeit über den Winter stehen sie auf den sandigsten Flächen, dazu zählen auch die 17 Hektar Sandpaddocks nahe dem Melkzentrum. Und genau dort kalben die Kühe auch. Nur Kühe, bei denen sich Schwierigkeiten abzeichnen, sowie die Holsteins kalben im Stall. Diese Phase ist die anstrengendste Zeit im Jahr: Bis zu 40 Geburten erfolgen in 24 Stunden. Drei- bis viermal pro Stunde werden dabei die Kühe in den Block-Paddocks kontrolliert und abgekalbte Kühe und ihre Kälber eingesammelt. Es werden viele helfende Hände benötigt, um das zu bewältigen! Paul Costello bekommt zur Unterstützung seines festen Mitarbeiter-Teams viele junge Studenten aus Irland, die ihr gefordertes Praktikum im Ausland bei ihren Landsmännern in Brandenburg absolvieren.
Die Neugeborenen und die dazugehörigen Kühe werden aus den Abkalber-Gruppen genommen. Die Näbel der Kälber werden sofort desinfiziert, in den Kälberstall gebracht und mit Kolostrum versorgt. Die Kühe werden in die Herde der laktierenden Kühe eingegliedert. In dieser Saison lagen die Kälberverluste laut Paul Costello unter 1 %.
Die in einem Kooperationsbetrieb aufgezogen Färsen werden sechs Wochen vor dem Kalbetermin in die Herde eingegliedert. Wie die Transitkühe erhalten sie um den Geburtszeitraum eine TMR. Tragend sind die Färsen von einem Deckbullen.
Das Melkkarussell ist der Platz für die Arbeiten an der Kuh
Gemolken werden die Kühe zweimal täglich im Waikato-Melkkarussell mit 60 Plätzen. Bevor die neu aus Neuseeland importierte Melkanlage in diesem Frühjahr aufgebaut war, wurde in einem zum Großteil selbstgebauten Weidemelkstand gemolken. Also gibt es in dieser Saison eine gehörige Portion Arbeitskomfort mehr für die Melker! Eine Melkzeit dauert jetzt 3,5 Stunden. Es musste ein Waikato-Karussell sein, weil die Standflächen anderer Technik-Anbieter schlicht zu groß für die winzigen Kiwi-Crossbreeds gewesen wären, so Paul Costello.
Im Karussell wird nicht nur gemolken, sondern hier erfolgt auch die Kraft- und Mineralfuttergabe und die meisten Arbeiten an den Kühen. So werden die als brünstig erkannten Kühe (1. Brunst Farbaufkleber, nach Besamung Tailpaint) im Rücktrieb in der Selektion aussortiert und zum Besamen in die Selektionsgruppe wieder auf das Karussell gestellt. Die Bügel des Karussells lassen sich nach oben ausheben, so dass bequem von einer Plattform aus besamt werden kann. Kühe, die nach der ersten Besamung nicht tragend werden, bekommen eine Chance beim Deckbullen.
Die Rationsgestaltung
Nur über die Transitphase erhalten die Kühe eine gemischte Ration (TMR). So bald angeweidet werden kann, wird die TMR-Fütterung langsam abgesetzt. Dann wird die Zuteilung der weidereifen Paddocks das tägliche "Füttern". Zur Rohfaserversorgung wird den Kühen über die Vollweidesaison nach jeder Melkzeit Heu im weitläufigen Rücktrieb zur freien Aufnahme angeboten. Je nach Aufwuchsmasse muss auch entschieden werden, ob doch Silagen zugefüttert werden müssen. So wie es beispielsweise im vergangenen Dürresommer der Fall gewesen ist.
Die Kraftfutterzuteilung erfolgt nach Milchleistung, zudem wird die Entwicklung der Harnstoffwerte genau beobachtet. Aber auch die Kondition der Kühe und deren Kotkonsistenz bieten Kevin Kearns und Seamus Walsh Orientierung darüber, wie sie die Fütterung anpassen müssen. Bei der Weidezuteilung und Entscheidung über ein Zufüttern fällt auch der Weiderest ins Gewicht, der genauso wie der Aufwuchs erfasst wird. Eigentlich so, wie in der gewöhnlichen Rationsgestaltung auch, nur eben mit deutlich mehr Abweichungen über den Jahresverlauf!
An Weihnachten wird nicht gemolken
Trockengestellt werden die Kühe ab Ende November, spätestens ab Weihnachten wird nicht mehr gemolken. Das Trockenstellen erfolgt selektiv nach Zellzahl. Das ist der wichtigste Grund, um in der Milchleistungsprüfung zu bleiben, so Kevin Kearns. Alle eutergesunden Kühe bekommen lediglich einen internen Zitzenversiegler appliziert. Die Eutergesundheit ist für die Herdenmanager von großer Bedeutung. Derzeit liegt die Zellzahl im Herdenmittel bei 192.000 Zellen/ml Milch, wobei hier nach Aussage von Kevin Kearns einige der alten Holstein-Kühe den Schnitt nach oben reißen. Sein Ziel ist es, im Herdenmittel die 100.000 Zellen zu unterschreiten.
Ebenfalls zum Trockenstellen erfolgt ein Herdenklauenschnitt. Ansonsten werden im Jahresverlauf nur Kühe mit Lahmheit in den Klauenstand geholt. Die Hauptursache von Lahmheiten sind Druckstellen, empfindlich sind hier vor allem die Holsteins, so Seamus Walsh. Zur Mineralversorgung erhalten die Kühe zum Trockenstellen zudem einen Mineral-Bolus verabreicht. Ansonsten werden die Trockensteher mit Gras- und Maissilage lose in Rundraufen in ihren Paddocks gefüttert. Zusätzlich werden Mineral-Leckwannen angeboten.