„Für Landwirte ist es wichtig, Wissen zu haben“, sagt August “Gusti“ Spötzl. Der 28-jährige Milcherzeuger hat in den vergangenen Monaten selbst viel davon gesammelt, denn er plant und baut einen neuen Kuhstall. „Ich habe viel gehört und viel gelesen. Das sind sehr viele Informationen. Wenn Dich jemand an die Hand nimmt und sagt ‚So oder so funktioniert das‘, kann das eine große Hilfe sein.“ Also trägt er die Informationen über Planung, Genehmigung und den Bau in seinem
Kuhstallbau-Podcast zusammen. Damit möchte er andere Landwirte dabei unterstützen, die ebenfalls einen neuen Kuhstall planen und vor vielen Entscheidungen stehen.
Letztes Jahr, als er wegen einer Meniskus-Operation im Krankenhaus lag, hörte er viele Podcasts. Da kam ihm die Idee, einen eigenen Podcast über das Stallbau-Projekt zu machen. „Das Tolle an dem digitalen Angebot ist, dass jeder die freie Entscheidung hat, wann er es wo hört“, sagt er über seinen Podcast. Gusti ist sich sicher, dass er sein Wissen auf diesem Weg zu denjenigen Menschen bringt, die sich für das Thema Stallbau- und Stallumbauten interessieren.
Podcast direkt vom Hof
Die
erste Podcast-Folge hat Gusti im Dezember 2019 veröffentlicht. Mittlerweile sind noch fünfzehn Folgen dazu gekommen. Im Zwei-Wochen-Rhythmus veröffentlicht er eine neue Folge. Die Länge der einzelnen Folgen liegt zwischen 15 und 45 Minuten. In den meisten Episoden spricht er seine Gedanken mithilfe von Stichpunkten ein, bei anderen Folgen holt er sich einen Interviewgast dazu, z. B. den
Geschäftsführer des Milchprüfrings Christian Baumgartner, mit dem er darüber spricht, warum es so wichtig ist, behandelte Kühe immer und sofort zu kennzeichnen.
Je nach Länge der Folge benötigt Gusti Spötzl etwa einen halben bis einen ganzen Tag für die Erstellung einer Folge. Für jede Folge bereitet er Notizen vor, die er dann über ein Mikrofon am PC mit einem charmanten oberbayerischen Dialekt einspricht. Dazu tippt er den Text noch ab und seine Frau Franziska veröffentlicht den Text zusammen mit der Folge auf der Internetseite
www.Kuhstallbau.com.
Stückweise optimieren für 9.000 kg Milch
Den Milchkuhbetrieb mit 50 Hektar Acker und Wiesen und 70 Fleckviehkühen in Obereichhofen hat er im letzten Jahr von seinem Vater übernommen. Zusammen mit seiner Frau Franziska und mit Unterstützung seiner Eltern bewirtschaftet er den Betrieb in Oberbayern.
Der alte Kuhstall ist ein Umbau aus dem Jahr 1987 und wurde in in den letzten Jahren stets verbessert. Da die Futterplätze im alten Kuhstall knapp sind, haben sie in einen Futteranschieber investiert, der dafür sogt, dass ständig Futter vorliegt. Mit einer Teil-TMR und einem Kraftfutterautomaten für die hochleistenden Kühe erreichen sie so eine Herdenleistung von guten 9.000 kg Milch.
Da der alte Stall dennoch in die Jahre gekommen ist, will Gusti Spötzl einen neuen Stall für die laktierenden Kühe bauen. Der alte Kuhstall soll als Trockensteher- und Abkalbestall erhalten bleiben. Dort haben sie bereits vor zwei Jahren eine Schlauchlüftung eingebaut. „Das hat die Luftqualität bereits gut verbessert“, erklärt der junge Milcherzeuger. Auch die Liegeboxen hat Gusti Spötzl stückweise verbessert und z. B. das Nackenrohr erhöht. Mit der
Wahl der richtigen Liegebox beschäftigt sich
eine ganze Podcast-Folge. Darin erklärt Gusti, warum für ihn die Tiefbox klar im Vorteil liegt.
Gesunde Kälber, gesunde Milchkühe
Auch die Kälber haben dort in einem eigenen Bereich Platz. Über den Kälberstall von Gusti hat auch schon der
Bayerische Rundfunk (BR) berichtet. Im Kälberstall werden die Kälber früh in Zweiergruppen eingeteilt. „Das soll ein großer Vorteil sein“, sagt Gusti Spötzl. Die Kälber erhalten Milch ad libitum.
Was Gusti Spötzl bei der Kälberaufzucht noch wichtig ist, ist unter anderem Thema in einer
Podcast-Folge, in der es darum geht,
mögliche Schwachstellen (Flaschenhälse) im Betrieb aufzudecken. So setzt er z.B. auf eine einfache Reinigung und Desinfektion, Rein-Raus-Prinzip sowie Spickzettel mit Arbeitsanweisungen. Beim Absetzen hilft eine Parkuhr, die an jeder Kälberbox befestigt ist. Dort ist eingestellt, wie viel Liter Milch die Kälber bekommen. Das hilft zudem auch bei der Kontrolle, ob die Kälber genug saufen. Für Gusti ein besonders wichtiges Tool, da mehrere Personen auf dem Betrieb die Kälber tränken.
Podcast-Projekt: Ein neuer Kuhstall
Im neuen Kuhstall sollen 100 Fleckviehkühe Platz haben. Der Melkbereich wird seitlich am Stall angebaut, der Wartebereich fungiert gleichzeitig als Auslauf ins Freie. Auf der anderen Stallseite wird der Futtertisch liegen und in der Mitte des Stalls zwei Reihen Liegeboxen und ein Laufbereich. Ziel ist es, die Arbeit schnell und einfach zu erledigen und dabei ein möglichst hohes Tierwohl für die Kühe zu erreichen. Dafür haben Gusti und seine Frau Franziska sich über 100 Kuhställe in fast allen Bundesländern und insgesamt acht anderen Ländern angeschaut. In Wisconsin zum Beispiel sah er einen Kälberstall mit Schlauchbelüftung, die er in seinen Kälberstall einbaute. Auf einer anderen Reise sah er Polymerbetonplatten auf dem Futtertisch, die ihm gut gefielen. „Man sieht aber auch viel, was man nicht haben will“, sagt er und lacht.
Eine große Entscheidung bei der Planung des neuen Stalls war für Gusti Spötzl zudem die Wahl des Melkstands. Im neuen Stall will er in einem Doppel 16er-Swingover melken. Nach welchen Kriterien er den Melkstand für den neuen Kuhstall ausgewählt hat, erzählt er in der
Podcast-Folge zum Melkstandwahl. Den alten Melkstand, ein 2x2er mit Querbox soll als Melkstand für die Frischabkalber genutzt werden, da die Trockensteher und kalbenden Kühe im alten Kuhstall bleiben sollen.
Auch über die Hürden bei der Genehmigung spricht Gusti in seinem Podcast. Und davon gab es nicht wenige: „Veränderte JGS-Auflagen, Brandschutzauflagen… zwischendurch haben wir da fast den Mut verloren“, erinnert sich der junge Milcherzeuger.
Sogar eine archäologische Begleitung wurde notwendig, weil Gräber aus dem späten Mittelalter auf der Fläche vermutet wurden.
August Spötzl, Milcherzeuger
„Schon bei der Planung eines Kuhstalls gibt es so viele Details, die man wissen sollte. Man bekommt zwar Tipps und Hilfe von anderen Milcherzeugern und Beratern, aber am Ende muss man doch selbst entscheiden.“
Auf die Plätze, fertig, Baustart!
Der Baustart für den neuen Stall ist bereits erfolgt. Im letzten Monaten wurde bereits die Güllegrube und die Fläche für das Stallfundament ausgehoben. Den aktuellen Stand der Baustelle zeigt Gusti uns auf diesen Bildern:
Auf
Elite Online werden wir das Bauprojekt und den Podcast von Gusti Spötzl weiter verfolgen. In regelmäßigen Abständen werden wir berichten, was es Neues auf der Baustelle in Obereichhofen und in seinem Podcast gibt. Bleiben Sie dran und hören Sie rein!