Die OECD sieht in den kommenden Jahren einen jährlichen Wachstumsbedarf für Grundnahrungsmittel. Die am schnellsten wachsenden Milchmärkte befinden sich in Regionen, die sich bei der Produktion von Milch und Milcherzeugnissen wahrscheinlich nicht zu Selbstversorgern entwickeln werden. Beispielsweise Südostasien, China und weite Teile Afrikas.
Da sich das Wachstum des Pro-Kopf-Verbrauches von Milchprodukten in Europa abschwächen dürfte, ist die Ausweitung des Milchhandels bzw. der...
Die OECD sieht in den kommenden Jahren einen jährlichen Wachstumsbedarf für Grundnahrungsmittel. Die am schnellsten wachsenden Milchmärkte befinden sich in Regionen, die sich bei der Produktion von Milch und Milcherzeugnissen wahrscheinlich nicht zu Selbstversorgern entwickeln werden. Beispielsweise Südostasien, China und weite Teile Afrikas.
Da sich das Wachstum des Pro-Kopf-Verbrauches von Milchprodukten in Europa abschwächen dürfte, ist die Ausweitung des Milchhandels bzw. der Exporte von Milcherzeugnissen für die europäischen Milchverarbeiter unabdingbar, um die (steigende) heimische Produktion zu stützen. Problematisch aus Sicht europäischer Molkereiunternehmen ist allerdings, dass in den genannten Regionen in den kommenden Jahren viele junge Menschen heranwachsen, diese aber zumeist über kein bzw. nur ein sehr geringes Einkommen verfügen. Welche Konsequenzen ergeben sich daraus?
Afrika - Kaufkraft wächst nicht mit
Um die akute Situation zu verbessern, werden wohl noch lange Zeit Exporte nach Afrika notwendig werden. Dies zeigen gerade auch die verheerenden Auswirkungen, die im südlichen Afrika die Unwetter angerichtet haben (u.a. in Mosambik und in Zimbabwe).
Wir müssen den Menschen vor Ort eine Perspektive bieten"
Georg Herbertz | Dairy Food Service
In Afrika dürfte die Bevölkerung bis zum Jahr 2050 auf ca. 1,8 Mrd. Menschen anwachsen. Das Problem ist, dass die Anzahl der Erwerbstätigen nicht im gleichen Maße mitwächst. Letztlich fehlt dann die Kaufkraft. „Wir müssen den Menschen eine positive Perspektive bieten, die Produktion und Wertschöpfung im eigenen Land ermöglicht. Deshalb sollte sich die Strategie der Molkereien mehr auf Kooperation statt auf Export konzentrieren“, forderte Herbertz vom Beratungsunternehmen Herbertz Dairy Food Service auf dem Molkerei-Kongress in München. Sonst könnten mehr Menschen von Afrika nach Europa flüchten. Es gebe Vorbilder. So engagiert sich z.B. Danone bei der Molkerei „du Berger“ im Senegal. Bislang wird im Senegal Milch zu 90 % aus importierten Milchpulver angerührt. In einem Pilotprojekt gelang es bislang, die von 600 Milcherzeuger(familien) erzeugte Frischmilch - täglich rund 2.500 Liter - an die Molkerei "du Berger" zu liefern.
Asien - Nachfrage steigt schneller als Angebot
In Asien steigt nach Aussage von Mary Ledman (Global Strategist der Rabobank) die Nachfrage nach Milchprodukten deutlich stärker als das Angebot. Auf dem Berliner Milchforum verwies die Marktexpertin insbesondere auf die niedrige Selbstversorgung und das geringe Entwicklungspotenzial der dortigen Milchbranche. Dies erfordere auch in Zukunft noch Importe von Milchprodukten, trotz staatlich geförderter Entwicklungsprogramme zur Produktivitätssteigerung der heimischen Milchbranche. In Südostasien dürften insbesondere Indonesien, Vietnam und Thailand verstärkt Qualitätsmilchprodukte nachfragen (Käse, rekombinierte Milch). Insbesondere der expandierende Foodservice-Sektor treibt die Nachfrage nach Käse in Asien an. Insgesamt übersteigen die Käseexporte nach Japan, Korea, China sowie der Asian-5-Staaten (Indonesien, Malaysia, Philippinen, Thailand, Vietnam) 570.000 Tonnen. Allerdings ist immer wieder mit Preisrisiken aufgrund einer hohen Währungs-Volatilität zu rechnen.
China muss wieder vermehrt importieren
Aktuell profitieren die europäischen Molkereien von den Auswirkungen des Handelskriegs zwischen China und den USA. China hat ohnehin aufgrund einer schwächelnden Milcherzeugung gerade einen größeren Importbedarf. Zunehmende Umweltschutzauflagen, hohe Futterkosten, Seuchen, abnehmende Flächen- und Wasserverfügbarkeit sowie die fehlende Expertise im Farmmanagement lassen nicht die erhofften Fortschritte im Ausbau der Milchproduktion zu. 25 % der benötigten Milchmenge müssen importiert werden.
Schon in 2018 haben die Chinesen deshalb deutlich stärker auf dem Weltmarkt eingekauft. Im Juli 2018 hat Peking zudem US-Milcherzeugnisse mit 25 % Strafzöllen belegt. Die USA sind der zweitgrößte Milchimporteur Chinas. Profiteur ist die EU, die insbesondere bei Molke den USA bereits Marktanteile abgenommen hat. Die Aussichten für europäische Molkereien, dass ihnen China als Absatzmarkt erhalten bleibt, ist nicht schlecht, denn der Milchdurst in China dürfte so schnell nicht gestillt werden. Es wird mit einem Nachfrageanstieg von 2,0 bis 2,5 % in den kommenden Jahren gerechnet. Laut Analysen von RaboResearch wächst der chinesische Importbedarf von derzeit 1,8 auf 2,8 Mio. Tonnen Milch.