Das Geheimnis hinter den trotz sandigem und niederschlagsarmen Standort guten Grünlanderträgen ist eine Aufwuchs- und Standort-angepasste Nutzung im Rotationsweidesystem. So konnten die Emsterland mbH im vergangenen Jahr 2018 trotz Dürre einen Trockenmasse-Ertrag von 10,5 Tonnen Trockenmasse (TM) pro Hektar durch Weide nutzen bzw. für die Winterfütterung in Schnittnutzung ernten. Insgesamt erreichen sie zusammen mit Weide und Schnitt um die 10 Nutzungen pro Fläche und Jahr. Im immer grünen...
Das Geheimnis hinter den trotz sandigem und niederschlagsarmen Standort guten Grünlanderträgen ist eine Aufwuchs- und Standort-angepasste Nutzung im Rotationsweidesystem. So konnten die Emsterland mbH im vergangenen Jahr 2018 trotz Dürre einen Trockenmasse-Ertrag von 10,5 Tonnen Trockenmasse (TM) pro Hektar durch Weide nutzen bzw. für die Winterfütterung in Schnittnutzung ernten. Insgesamt erreichen sie zusammen mit Weide und Schnitt um die 10 Nutzungen pro Fläche und Jahr. Im immer grünen Irland lag der TM-Ertrag im Vergleich im Landesdurchschnitt bei 12,5 t TM/ha Grünland.
Die Hauptwerkzeuge im Grünland- und Weidemanagement der Emsterland mbH sind eine Übersichtskarte aller Flächen mit Gräben und genauer Kenntnis der vorhandenen Bodenarten inklusive Wasserverfügbarkeit ("Mapping") und das Messen der Aufwüchse mittels digitalem Aufwuchsmessgerät (Plate Meter).
"Mapping" - den Standort erfassen
Um Vollweide in dieser Größenordnung (500 ha Grünland, 800 Kühe) überhaupt organisieren zu können, bedarf es einem guten Überblick über die verfügbaren Flächen und einer guten Kenntnis über das jeweils mögliche Ertragspotenzial (Wasserverfügbarkeit, Bodenart, Pflanzenbestand). Dafür wurde gemeinsam mit dem drauf spezialisierten irischen Unternehmen Grasstec eine Karte erstellt, in der alle 96 Weide-Parzellen nummeriert und entsprechend der Bodenart (sandig oder anmoorig) gekennzeichnet dargestellt sind. Zur Ansicht gehören auch die jeweiligen Treibewege und Gräben.
Die "Map" ist in Tafelgröße zentral auf dem Hof installiert, sodass in den täglichen Besprechungen und Planungen eindeutig kommuniziert werden kann, wo sich die Herden befinden, wo sie als nächstes hingeführt werden müssen, wo gedüngt werden muss oder wo ein Aufwuchs zum Schnitt ansteht.
"Measuring" - wissen wo wie viel Gras steht
Mindestens wöchentlich bis täglich messen die Herdenmanager, die daher auch als Weidemanager bezeichnet werden, die Aufwuchshöhe bzw. den Trockenmasseertrag in den Parzellen mit einem Plate Meter. "So legt der Weidemanager hier nicht selten eine Strecke von 15 km pro Tag beim Messen zurück", berichtet Paul Costello. Dabei dienen folgende Werte der Entscheidungsfindung, wie mit welchem Aufwuchs verfahren wird:
- Optimale Weidehöhe (= Weidereife): 8 bis 10 cm Grashöhe oder 1.000 bis 1.400 kg TM/ha
- Höhe Weidewechsel: Abgegrast wird maximal auf 4,5 cm Stoppelhöhe
- Alles, was über die Weidereife hinaus wächst, wird als Schnitt genutzt.
Die erfassten Daten werden von dem Plate Meter über USB auf den Computer gespielt und in die im Betrieb verwendete Weide-Datenbank AgriNet (PastureBase Ireland) übertragen. Da es sich bei verwendeten Plate Meter um einen Gerät aus Neuseeland handelt, stimmen die ermittelten Werte jedoch nicht zu 100 % mit dem Ist-Wert überein. Das Gerät ist auf neuseeländische Grasnarben kalibriert, diese sind anders als die in Deutschland. Da aber immer mit demselben Gerät gemessen wird, bieten die Daten trotzdem eine objektive Orientierung.
Die Parzellen sind so groß angelegt (durch Elektrozaun gezäunt), dass die Herden jeweils maximal 24 bis 36 Stunden auf einer Parzelle weiden. Frische Weidefläche wird nach jedem Melken zugeteilt. Darauf sind die Kühe trainiert, sie sollen zügig zum Fressen laufen. Die Gradwanderung ist es, Trockenmasseaufnahme und Weiderest optimal zu steuern. Als tolerierbare Weidereste rechnet Kevin Kearns mit 50 kg TM/ha. Sofern ein Weiderest von über 100 kg TM/ha stehen bleibt, wurde nicht optimal gezäunt bzw. der Weidedruck war nicht hoch genug.
Über die Daten der Aufwuchsmessung wird auch die Rotation festgelegt, in der die Parzellen beschickt werden. Das Intervall beträgt je nach Witterung 14 bis 21 Tage.
Die Grasnarben standortangepasst sanieren und Gülle einschlitzen
Noch sind nicht alle Grünlandflächen hinsichtlich der Bestandszusammensetzung saniert. Hier wird gezielt auf standortangepasste Sorten hingearbeitet, die mit Trockenheit und leichtem Boden zurecht kommen. Neben Deutschem Weidelgras sind so auch Knaulgras, Wiesenschwingel, Wiesenschweidel und Rohrschwingel erwünscht.
Weitere wichtige Maßnahmen zur Steuerung der Aufwüchse sind das Einschlitzen von Schweinegülle: Dies ermöglicht es gerade bei andauernder Trockenheit, dass die Gräser die Nährstoffe über das Wasser in der dünnen Gülle direkt aufnehmen können.