Zucht

CRV: Neuer Zuchtwert für Futtereffizienz 

Mehr Milch, weniger Futter? Das niederländische Zuchtunternehmen CRV führt mit der Dezember-Zuchtwertschätzung einen neuen Zuchtwert für Futtereffizienz ein. 

Bedingt durch steigende Futterkosten, Flächenknappheit und Emissionsreduzierung rückt das Thema Futtereffizienz verstärkt in den Fokus. Ein Ansatzpunkt, um die Futtereffizienz in der Herde zu verbessern, ist die gezielte Zucht von Kühen, die möglichst wenig Futter in möglichst viel Milch umwandeln. Das Zuchtunternehmen CRV hat dafür jetzt einen einen neuen Zuchtwert eingeführt.

Je höher, desto besser 

Die Berechnung des Zuchtwertes für „Futtereffizienz“ basiere auf Futteraufnahmedaten von rund 7.000 Kühen auf Forschungsbetrieben sowie fünf Praxisbetrieben, in denen CRV die Futteraufnahme selbst messe. Durch kontinuierliche Aufzeichnungen sollen das Datenvolumen und die Zuverlässigkeit des Zuchtwertes in Zukunft schnell zunehmen. Die große Datenerfassung unter „normalen“ Praxisbedingungen mache den Zuchtwert international einzigartig. 
Der Zuchtwert wird als relativer Index mit einem Durchschnitt von 100 ausgedrückt. Eine Punktzahl über 100 bedeutet eine höhere Futtereffizienz (mehr kg Milch aus einem kg Trockenmasse), eine Punktzahl unter 100 eine niedrigere Futtereffizienz als der Durchschnitt. Jeder Punkt höher oder niedriger entspricht einem halben Prozent mehr oder weniger Milch aus der gleichen Futteraufnahmemenge für die Töchter eines Bullen. 

Wenig Unterschiede, aber große Auswirkungen 

"Die Unterschiede zwischen Bullen mögen relativ gering erscheinen, aber das wirtschaftliche Potenzial innerhalb der Zucht auf Futtereffizienz ist enorm", sagt Pieter van Goor, der für die Erfassung und Verarbeitung der Daten zur Futteraufnahme bei CRV verantwortlich ist.
Beispiel: Bei gleicher Ration geben Töchter eines Bullen mit Futtereffizienz 100 durchschnittlich 10.000 kg Milch, Töchter eines Bullen mit Futtereffizienz 104 dagegen durchschnittlich 10.200 kg Milch. Bei einem Milchpreis von 30 Cent bedeutet das rund 60 Euro zusätzliche Einnahmen aus der Milchproduktion pro Laktation - bei gleichen Futterkosten. Bei einer Herde von 100 Kühen bedeute dies bereits 6.000 € mehr Einkommen bei gleichbleibenden Futterkosten. 

Welche Kuh wandelt die gleiche Menge Futter in mehr Milch um?  (Bildquelle: Berkemeier)

Vorreiter CRV 

Mit dem neuen Zuchtwert sei CRV einer der Vorreiter in der Zucht auf Futtereffizienz. Bereits im Jahr 2016 habe das Unternehmen den „Better Life Efficiency“- Index für Futteraufnahme eingeführt. Seit Kurzem werde zudem der Zuchtwert „Eingespartes Futter für Erhaltung“ (EFE) veröffentlicht. Er gibt an, wie viel weniger Futter eine Kuh für ihren Erhaltungsbedarf im Vergleich zum Populationsdurchschnitt benötigt.
Der neue Zuchtwert zur Futtereffizienz sei neben Milchleistung und Nutzungsdauer auch ein Baustein für die „CRV – Effizienz”. Diese gebe an, wie effizient Kühe die Futtermenge in Milch umwandeln und bezieht sich auf das gesamte Leben einer Kuh, das heißt einschließlich der Aufzucht- und Trockensteherzeit. Der Zuchtwert “Futtereffizienz” dagegen gebe Auskunft über die Effizienz der Milchproduktion innerhalb einer Laktation. 
Quelle: CRV

In Zukunft eine große Bedeutung 

Die Entwicklung eines direkten Zuchtwertes für das Merkmal Futtereffizienz erfordert einen langwierigen Prozess. Die Erfassung der Futteraufnahme sowie vielseitige (zum Teil negative) Korrelationen zu anderen Merkmalen erschweren die Entwicklung. 
Bisher wird Futtereffizienz in Milchkuhbetrieben maßgeblich durch das Herden- und Futtermanagement bestimmt. Doch auch die Genetik wird ihren wachsenden Einfluss in Zukunft noch unter Beweis stellen. Genomics bieten großes Potenzial, die Futtereffizienz von Kühen auf Dauer genetisch zu steigern. Das könnte vor allem einen wirtschaftlichen Vorteil für die Milchproduktion mit sich bringen. 
Auch in Deutschland laufen derzeit Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, um zukünftig einen praxistauglichen Zuchtwert zur Futtereffizienz von Holsteins zu berechnen. 
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