Bei hohen Außentemperaturen sind schädliche Mikroorganismen im Futter noch aktiver und vermehren sich schneller. Eine Nacherwärmung der TMR droht. Gerade in Jahren, mit hohen Futterkosten, kann dies dann besonders massiv auf die Wirtschaftlichkeit (Energie- und Milchleistungsverluste) durchschlagen.
Das Restfutter der Kühe wird auf vielen Milchkuhbetrieben für Jungviehfütterung genutzt. Deshalb ist es wichtig, die Qualität der Ration so abzusichern, dass auch das Restfutter noch bedenkenlos als hochwertige Futterkomponente verfüttert werden kann.
Betrachtet man die negativen Effekte einer Nacherwärmung auf Tiergesundheit (Ketose, Mastitis etc.) und damit auf die Wirtschaftlichkeit, ist es ratsam, neben einer optimalen Futterhygiene (glatte Anschnittfläche, sauberer Futtertisch, restlos entleerter Mischwagen etc.) die TMR anzusäuern.
Die Temperaturen steigen. Zeit, nicht nur die Ventilation einzuschalten, sondern auch sich Gedanken über eine an die Hitze angepasste Fütterung zu machen. Wir geben Tipps!
Unterschiedlich stabil
Ursache für die Erwärmung des Futters ist das Zusammenspiel von verfügbarer Energie (z. B. Zucker und Stärke), Mikroorganismen wie Hefen und Bakterien und Sauerstoff. Sind diese drei Faktoren vorhanden, wird es immer zur Nacherwärmung und aeroben Verderb kommen. Die höheren Temperaturen im Sommer beschleunigen diese Vorgänge lediglich und verkürzen die Zeit, die zum Handeln bleibt. Wie lange ein Futtermittel oder eine TMR stabil sein kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Hygienische Qualität: Je höher der Ausgangsbesatz z. B. mit Hefen aus der Silage ist, umso instabiler ist die TMR.
- Schützende Gärsäuren in Silagen: Insbesondere Essigsäure, schützt im Silo vor einer Vermehrung von Hefen und verlängert so die stabile Phase.
- Feuchtigkeit: Der Zusatz von Wasser zur TMR verkürzt ihre Stabilität um ca. 24 Stunden.
- Temperatur: Als Faustzahl gilt, pro 10 °C höherer Außentemperatur verdoppelt sich die Teilungsrate der Mikroorganismen. Eine TMR, die im Winter bei 10 °C zwei Tage stabil ist, verdirbt im Sommer bei 30 °C so nach zwölf Std.!
- Zeit: Je länger ein Futtermittel Sauerstoff ausgesetzt ist, desto mehr Schaden können Mikroorganismen anrichten. Werden die Kühe zweimal pro Tag gefüttert, so ist das Risiko für Nacherwärmung geringer.
- TMR ansäuern: Der Einsatz von Konservierungsprodukten kann die Stabilität verlängern.
Die Wirkung der Konservierungssäuren (häufig Wirkstoffkombinationen) basiert nicht allein auf der Absenkung der pH-Werte. Die Säuren weisen vielmehr eine spezifische Wirkung gegen die schädlichen Mikroorganismen auf. Ab wann macht der Einsatz der Konservierungsprodukte Sinn?
Der richtige Einsatz-Zeitraum
- Rationen mit hohem Risiko: In der Transitration, bei Wasserzusatz oder einmal täglicher Futtervorlage sollte die TMR ab dem 15. Mai oder sobald Tagestemperaturen von 25 °C erreicht werden, abgesichert werden (Tipp: Wenn man im T-Shirt arbeitet, ist es Zeit, die TMR abzusichern).
- Rationen mit niedrigerem Risiko: Bei zweimal täglicher Futtervorlage oder in der Ration der niedrigleistenden Kühe kann der Einsatz später erfolgen. Spätestens ab 30 °C sind alle Rationen abzusichern.
Vorsicht bei der Anwendung
Am Markt gibt es eine Vielzahl an Produkten, mit unterschiedlichen Wirkstoffen, pulverförmig oder flüssig. Dabei gilt der Grundsatz: Komfort und Sicherheit kosten Geld! Ein Produkt, das die TMR sicher schützt – auch unter schwierigeren Bedingungen – und dabei einfach und sicher in der Handhabung ist, hat in der Regel auch einen höheren Preis.
Gegenüber flüssigen, korrosiven Säuren (auch abgepufferte Propionsäure) haben deshalb spezielle TMR-Säuren oder Pulver (granuliert) Vorteile. Bei den Zusätzen handelt es sich meist um organische Säuren und deren Salze.
Spezielle Futtersäuren haben zusätzlich den Vorteil, dass sie die Futteraufnahme in der Regel nicht negativ beeinflussen und aufgrund geringerer Korrosivität die Technik schonen. Aber ganz gleich welches Produkt eingesetzt wird – die Herstellerangaben zur Anwendung sollten konsequent eingehalten werden. Verwendet man reine Säuren, muss der Betrieb ein HACCP-Protokoll über die Anwendung führen.
Dosierung nach Vorgabe
Auch bei der Dosierung sollte man auf Herstellerangaben achten. Denn die Stabilisatoren-Menge kann je nach vorhandenem Risiko (Lagerdauer, Außentemperatur, Nachgär-Risiko etc.) variieren. Die Säure muss zudem homogen im Futtermischwagen in die Ration eingemischt werden (z. B. über Vormischung). Wenn Wasser für die TMR in einem Behälter vorgelagert wird, kann die Säure hier schon zudosiert werden (auf Herstellerangaben achten).
Achtung: Sind die Silagen schon im Silo erwärmt, können Zusätze allerdings nur noch wenig bis gar nichts mehr ausrichten!
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