Jahr für Jahr stellt sich die gleiche Herausforderung: Die Kühe müssen möglichst schonend von einer energiereichen Silage-/Kraftfutter-Fütterung im Stall auf die Weidehaltung umgestellt werden. Oftmals werden in diesem Zeitraum u. a. ein Rückgang der Milchleistung, der Körperkondition sowie Pansenfermentations-Störungen beobachtet, da die Kühe auf der Weide nicht so ausgewogen gefüttert werden können wie im Stall.
Im einem 12-wöchigen Weideversuch mit 53 Milchkühen...
Jahr für Jahr stellt sich die gleiche Herausforderung: Die Kühe müssen möglichst schonend von einer energiereichen Silage-/Kraftfutter-Fütterung im Stall auf die Weidehaltung umgestellt werden. Oftmals werden in diesem Zeitraum u. a. ein Rückgang der Milchleistung, der Körperkondition sowie Pansenfermentations-Störungen beobachtet, da die Kühe auf der Weide nicht so ausgewogen gefüttert werden können wie im Stall.
Im einem 12-wöchigen Weideversuch mit 53 Milchkühen (163Laktationstage) wurde untersucht, welche Auswirkungen die Umstellung von Stallfütterung auf energiereiches und schnell abbaubares Weidefutter hat, wenn während der Ganztagsweidehaltung eine Kraftfuttermenge von 4,5 kg TM pro Tier und Tag gefüttert wird.
Zu Beginn des Versuchs im Frühjahr befanden sich die Kühe im Schnitt in der zweiten Laktation (2,1; die Lebendmasse betrug im Schnitt 618 kg). Die Milchmenge lag bei 28,8 kg, der BCS lag bei 2,9. Die Kühe wurden in eine Stallgruppe mit 31 Tieren und eine Weidegruppe mit 26 Tieren eingeteilt. Sechs Kühe der Weidegruppe und fünf Kühe der Stallgruppe waren mit einer Pansenfistel ausgestattet.
Die 6,5 ha groß Weidefläche wurde in vier 1,6 ha große Parzellen unterteilt. Ab der fünften Versuchswoche wurde zwischen den Parzellen im wöchentlichen Rhythmus rotiert. Bei Auftrieb betrug die durchschnittliche Grashöhe circa 14 cm, bei Umtrieb circa 7 cm.
Im Stall wurde den Kühen einmal täglich eine TMR vorgelegt, bestehend aus 35 % Gras-, 35 % Maissilage und 30 % Kraftfutter. Mit Beginn der Umstellung hatten die Weidetiere die Möglichkeit für drei Stunden (Woche 2) bzw. 12 Stunden (Woche 3 und 4) auf der Weide zu grasen, anschließend wurde die Tiere wieder in den Stall verbracht und hatten Zugang zur TMR ad libitum. Während der ganztägigen Weidehaltung erhielten die Tiere täglich nach dem Melken 4,5 kg Kraftfutter (Trockenmasse), verteilt auf zwei Mahlzeiten. Das Kraftfutter setzte sich aus Gerste, Weizen, Mais (zu gleichen Anteilen) sowie einer Mineralstoffvormischung zusammen. Die wichtigsten Ergebnisse:
- Die Umstellung von Stall- auf Weidehaltung führte zu einem Absinken der Futteraufnahme auf der Weide, welches durch eine Reduzierung des Panseninhalts (Pansensee und Pansenmatte) bestätigt werden konnte.
- Der Wechsel auf die Weide war mit einer höheren körperlichen Aktivität der Weidegruppe verbunden. Die Kühe verbrachten mehr Zeit mit der Futteraufnahme und weniger Zeit mit Ruhephasen verbunden mit Wiederkauen.
- Die Kühe der Weidegruppe haben während der Ganztagsweidehaltung 18 kg TM gefressen (Summe aus Weidegras und 4,5 kg Kraftuttersupplementierung). Damit war die Futteraufnahme um 3 kg geringer als bei der Stallgruppe, die im Schnitt täglich 22 kg Trockenmasse aufnahm.
- Die geringere Futteraufnahme führte zu einer niedrigeren Energieaufnahme und schlussendlich zu einem Energiemangel während der Umstellungsphase. Dies äußerte sich in einem temporären Absinken des BCS und der Lebendmasse, sowie in einer Abnahme des Körperfettanteils. Der Energiemangel führte dann auch zu einer verringerten Milchleistung im Vergleich zur Stallgruppe.
- Im Vergleich zur TMR (Woche 0 und 1) war im Mittel der NEL Gehalt im Gras (Woche 2 bis 11) über den gesamten Versuchsverlauf 11% niedriger. Nach einigen Wochen Ganztagsweidehaltung erreichten die Lebendmasse und der BCS nahezu wieder ihren Ausgangswert.
Abgeleitete Empfehlungen für die Praxis
- Kühe sollten schrittweise an das Weidefutter gewöhnt werden.
- Eine Übergangszeit von drei Wochen ist empfehlenswert, wobei die Menge an TMR oder Silagen und Kraftfutter auf dem Futtertisch wöchentlich reduziert und die Dauer des Weideganges erhöht werden sollte.
- Die ganztägige Weidehaltung mit begrenzter Kraftfutterfütterung ist insbesondere für Kühe geeignet, die
die „Laktationsspitze“ überschritten haben.
- Im Vergleich zur Stallhaltung sinkt bei der Weidehaltung die Milchleistung infolge einer schlechteren
Energiebilanz. Diese ist auf eine geringere Futter- und der damit verbundenen geringeren Energieaufnahme und einen höheren Energiebedarf für die Bewegungsaktivität zurückzuführen.
- Ein optimales Management der Rotationsweide kann die Milchleistung positiv beeinflussen.